Erhöhte Gefahr von Wildunfällen im Herbst

In den Monaten Oktober bis Dezember müssen Autofahrer mit erhöhter Gefahr durch Wildwechsel rechnen, warnen die Unfallforscher von DEKRA.

Nach den Zahlen der Versicherungswirtschaft passiert im Schnitt rund alle zwei Minuten irgendwo in Deutschland ein Wildunfall – insgesamt fast 270.000 pro Jahr. Zwar ging die Kollision mit Reh, Hirsch oder Wildschwein im Jahr 2019 „nur“ in zwölf Fällen tödlich für Menschen aus, verletzt wurden aber über 2.800 Personen. DEKRA Unfallforscherin Stefanie Ritter sagt: „Auf gefährdeten Strecken heißt es jetzt: gut aufpassen und Fuß vom Gas.“

Wildunfälle können sich das ganze Jahr über und zu jeder Tageszeit ereignen, doch jetzt im Herbst steigt die Gefahr – begünstigt durch viel Berufsverkehr in der Morgen- und Abenddämmerung und schlechte Sichtverhältnisse. Dass die Gefahr real ist, macht Stefanie Ritter durch eine einfache Beispielrechnung deutlich: „Vielen Fahrern ist nicht bewusst, dass ein 80 Kilo schweres Wildschwein auf ein fahrendes Auto bei 50 km/h mit einer Wucht von zwei Tonnen aufprallt.“

Wildwechselzeichen ernst nehmen: Fuß vom Gas

Der Appell ist deshalb klar: Die Warnungen vor Wildwechsel sollte man unbedingt ernst nehmen. Wenn das Verkehrszeichen Wildwechsel (Nr. 142) am Straßenrand steht, gilt die Strecke als Unfallschwerpunkt und ist nicht durch Wildschutzzäune gesichert. Autofahrer sollten sich aber auf allen Straßen in der Nähe von Waldgebieten, Hecken, Gebüschen und Feldern auf Wildwechsel einstellen. „Sie müssen hier reaktionsbereit sein, das Tempo verringern und die Fahrbahnränder gut im Auge behalten. Das geht auch aus verschiedenen Gerichtsurteilen hervor“, sagt die Unfallforscherin. „In diesen Bereichen empfiehlt es sich, nicht schneller als 70 bis 80 km/h zu fahren und auf Überholmanöver zu verzichten.“

Wenn Wild auftaucht, heißt es Fernlicht abblenden, kontrolliert bremsen und hupen, dabei jedoch auf den nachfolgenden Verkehr achten. Autofahrer müssen jederzeit mit Nachzüglern oder panischen Tieren rechnen, die überraschend auf die Straße springen. Deshalb auch wenn das Wild vorbei ist langsam weiterfahren und den Straßenrand beobachten.

Im Ernstfall kontrollierte Notbremsung

Ist eine Kollision nicht zu vermeiden, empfiehlt die DEKRA Expertin: so stark wie möglich abbremsen und das Fahrzeug in der Spur halten. „Ausweichmanöver sind sehr riskant. Sie können zu schwereren Kollisionen als mit einem Wildtier führen und leicht im Gegenverkehr oder an einem Baum enden“, warnt Ritter.

Nach einem Wildunfall: So verhalten Sie sich richtig

  • Wie bei jedem anderen Unfall heißt es: Unfallstelle absichern, Warnblinker einschalten, Warnweste anlegen und Warndreieck aufstellen.
  • Helfen Sie Verletzten und rufen Sie gegebenenfalls den Rettungsdienst (Notruf 112). Wildunfälle sind in den meisten Bundesländern meldepflichtig – verständigen Sie daher auch die Polizei.
  • Verletzte Tiere nicht anfassen, sie können in Panik geraten und Menschen schwer verletzen. Die Bergung toter Tiere dem zuständigen Förster oder Jagdpächter überlassen. Keine Wildtiere mitnehmen, das gilt als Wilderei.
  • Dokumentieren Sie den Unfall für die Versicherung und machen Sie Fotos von Fahrzeug, Tier und Unfallort. Lassen Sie sich von der Polizei oder dem Jagdpächter eine Wildunfallbescheinigung ausstellen. Wichtig: Die Wildspuren am Fahrzeug nicht voreilig beseitigen, sondern vorher die Versicherung anrufen.

Foto: DEKRA

 

 

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